Was ist Folsäure?

Folsäure, auch bekannt als Vitamin B9, ist ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex, das eine entscheidende Rolle bei der Zellteilung, DNA-Synthese, Blutbildung und dem Wachstum von Gewebe spielt. In seiner natürlichen Form – die in Lebensmitteln vorkommt – wird es Folat genannt, während Folsäure die synthetische, besonders stabile Form ist, die in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln verwendet wird.

Der Name leitet sich vom lateinischen Wort folium (Blatt) ab, da Folat erstmals in grünen Blattgemüsen entdeckt wurde. Gute natürliche Quellen sind Spinat, Brokkoli, Grünkohl, Spargel, Hülsenfrüchte, Orangen, Vollkornprodukte und Leber.

Folsäure ist unverzichtbar für Wachstum, Zellneubildung und die Entwicklung des Nervensystems – insbesondere in der Schwangerschaft, da sie die Bildung des Neuralrohrs beim ungeborenen Kind unterstützt. Ein Mangel kann schwerwiegende Folgen haben, weshalb Folsäure zu den wichtigsten Vitaminen überhaupt zählt.

Wie wirkt Folsäure?

Folsäure wird nach der Aufnahme in die aktive Form Tetrahydrofolat (THF) umgewandelt, die als Coenzym an einer Vielzahl lebenswichtiger Prozesse beteiligt ist.

Zellteilung und DNA-Synthese:
Folat ist notwendig für die Bildung von Nukleinsäuren (DNA und RNA) – also den genetischen Bausteinen jeder Zelle. Ohne ausreichende Folsäure kann der Körper keine neuen Zellen bilden, was besonders in Zeiten schnellen Wachstums – etwa während der Schwangerschaft, im Kindesalter oder bei Geweberegeneration – kritisch ist.

Blutbildung:
Gemeinsam mit Vitamin B12 ist Folsäure entscheidend für die Reifung der roten Blutkörperchen. Ein Mangel führt zu einer sogenannten megaloblastären Anämie, bei der große, funktionsgestörte Blutzellen entstehen, die zu Müdigkeit, Blässe und Konzentrationsproblemen führen.

Schutz des Nervensystems und Homocysteinabbau:
Folsäure senkt gemeinsam mit Vitamin B6 und B12 den Spiegel der Aminosäure Homocystein, die bei Übermaß Gefäßwände schädigt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Auf diese Weise trägt sie indirekt zur Herzgesundheit und Gefäßelastizität bei.

Schwangerschaft und Entwicklung:
Eine ausreichende Folsäurezufuhr ist während der Schwangerschaft entscheidend für die Entwicklung des Embryos. Sie reduziert das Risiko schwerer Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekte (z. B. Spina bifida) um bis zu 70 %. Daher wird Frauen mit Kinderwunsch empfohlen, bereits vor der Empfängnis täglich 400 µg Folsäure einzunehmen.

Haut, Haare und Gewebe:
Da Folsäure die Zellteilung und Regeneration fördert, wirkt sie sich auch positiv auf die Hauterneuerung, das Haarwachstum und die Wundheilung aus.

Vorteile von Folsäure

  • Unterstützt die Zellteilung und das Wachstum neuer Zellen

  • Fördert die DNA- und RNA-Synthese

  • Unterstützt die Bildung roter Blutkörperchen und beugt Blutarmut vor

  • Schützt Herz und Gefäße durch Homocysteinregulation

  • Unverzichtbar für eine gesunde Schwangerschaft und die Entwicklung des Nervensystems beim Fötus

  • Unterstützt Haut-, Haar- und Geweberegeneration

  • Fördert die geistige Leistungsfähigkeit und Konzentration

Mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Folsäure ist in der Regel sehr gut verträglich. Da sie wasserlöslich ist, werden überschüssige Mengen über den Urin ausgeschieden. In sehr hohen Dosen (über 1000 µg pro Tag) kann Folsäure jedoch einen Vitamin-B12-Mangelverschleiern, da sie die Anämie korrigiert, aber nicht die neurologischen Schäden verhindert. Deshalb ist bei höheren Dosen eine kombinierte Einnahme mit Vitamin B12 empfehlenswert.

Ein Mangel an Folsäure kann durch unausgewogene Ernährung, Alkohol, Stress, bestimmte Medikamente (z. B. Antibabypille, Methotrexat, Antiepileptika) oder erhöhte Zellteilungsraten verursacht werden.

Fazit

Folsäure ist ein lebenswichtiges Vitamin für Wachstum, Blutbildung und Zellgesundheit. Sie sorgt für eine reibungslose Zellteilung, schützt das Herz-Kreislauf-System und ist unverzichtbar für eine gesunde Schwangerschaft. Da sie in vielen modernen Ernährungsformen oft zu kurz kommt, profitieren besonders Frauen im gebärfähigen Alter, ältere Menschen und Personen mit erhöhtem Stressniveau von einer gezielten Folsäurezufuhr – idealerweise in Kombination mit Vitamin B12 und B6 für eine ganzheitliche Wirkung auf Zellen, Blut und Nerven.

Quellen

  1. Bailey LB, Gregory JF. (1999): Folate metabolism and requirements. J Nutr, 129(4), 779–782.

  2. Lucock M. (2000): Folic acid: nutritional biochemistry, molecular biology, and role in disease processes. Mol Genet Metab, 71(1–2), 121–138.

  3. Blom HJ, Shaw GM, den Heijer M, Finnell RH. (2006): Neural tube defects and folate: case far from closed. Nat Rev Neurosci, 7(9), 724–731.

  4. Selhub J. (2002): Folate, vitamin B12 and vitamin B6 and one carbon metabolism. J Nutr Health Aging, 6(1), 39–42.